Aufgedrehter Welpe und frustrierte Besitzer

Finja hat uns vor viele Herausforderungen gestellt und während wir manche gut meistern konnten, war ihr „Aufgedrehtsein“ definitiv eine der Härteren.

Während ich beim Schreiben des Blogbeitrags „Die ersten zwei Wochen zuhause arbeiten“ noch dachte, dass sich Finjas erste allgemeine Aufregung bald legen würde, realisierte ich schnell, dass es das nicht wird. Die überall beschriebene Tatsache, dass Welpen fast nur schlafen würden, erwies sich bei ihr als eine theoretische Möglichkeit, die noch lang nicht eintreffen muss.

Finja schlief nicht. Sie schlief fast nie und tagsüber erst recht nicht. Welpengemäß weckte sie uns früh morgens, um sich lösen zu können und ab da blieb sie wach. Ja, sie blieb wach, bis wir schlafen gingen und auch das war ein täglicher Kampf.

Die Lohnarbeit wurde für uns beide zur Belastungsprobe.  Wir arbeiteten ausschließlich parallel zusammen im Homeoffice und teilten uns den Hund stundenweise auf. Mal mehr, mal weniger gut. Ich zerriss mich zwischen dem Hund und meinem Arbeitgeber, Pausen wurden durchgearbeitet und im Feierabend Nacharbeiten erledigt. Adam ging es genauso.

Sie randalierte mit solch einer Freude, dass schnell die Hoffnung zerplatzte, sie würde von alleine aufhören. Und wenn wir abends dachten, sie wäre jetzt SO viele Stunden wachgewesen, sie KÖNNE ja jetzt nur schlafen, dachten wir falsch. Abends drehte sie erst richtig hoch und sie war kaum zu bändigen. Wir mieden sogar das Wohnzimmer, da die Couch ihr absoluter Trigger war, hierzu aber in einem anderen Blogbeitrag mehr.

Das Spielchen schaute ich mir 3-4 Wochen an und alle mir bekannten Techniken und Tipps halfen uns nicht. Über unsere Ruheübungen lachte sie nur müde (oder wach) und Denkspielzeug interessierte sie nicht im Geringsten. Spaziergänge waren ein absolutes Grauen – Wir gingen komplett auf dem Zahnfleisch und zweifelten Zusehens an uns und ob wir dem Hund gewachsen seien.

Die letzte Gassirunde wurde zum allabendlichen Alptraum. Die Geräusche in der dunklen Stille ließen sie erst recht ausflippen und so mussten wir den Hund über Wochen abends beruhigen, da sie bis zu einer Stunde rumrannte und bellte.

Wir waren mit der Situation überfordert und es war kein Ende in Sicht. So ehrlich muss man sein.

Einen Schlüsselmoment erlebte ich auf der Couch, als sie plötzlich ihre wilden 5 Minuten hatte und SO kompromisslos durchs Wohnzimmer lief, dass sie von der Couch fiel und sich das Köpfchen am Tisch stieß. Aber selbst das konnte sie nicht bremsen, was mich total schockierte und in „OmG, was tue ich hier“ versinken lies. Ich nahm sie Instinktiv an die Leine und setzte mich zu ihr auf den Boden, bis sie erschöpft einschlief. Ich googelte und fand einen Beitrag bzgl. der sog. Hausleine. Da sitzend, mit der Leine und dem ruhigen Hund dachte ich: Hey, warum nicht?

Von da an änderten sich zwei Dinge: Wir trainierten mit Hausleine und mieden das Wohnzimmer.

Die Hausleine war unser absoluter Gamechanger und ist es noch heute. Sie ersetzt keine Erziehung, aber hilft beim Management der Situation und des Erregungszustandes.

Um sie lebend ins Erwachsenenalter zu bekommen, mussten wir das Verletzungsrisiko minimieren. Nicht nur einmal rannte sie so schnell durch die Wohnung, dass ein lauter Knall uns aufschrecken ließ. Ein aufgedrehter Welpe denkt weder über Risiken noch Schmerz nach und es wird über die persönliche Belastungsgrenze hinaus immer weiter hochgedreht, bis … ja, bis wann? Nicht nur einmal humpelte sie und das wollten wir unbedingt vermeiden. Das Risiko war uns zu hoch, dass sie sich ernsthaft verletzen könne und Festhalten allein half nicht weiter, provozierte sie nur.

Als die Hausleine (Werbung) geliefert wurde, fing ich an, mit ihr die bereits bekannten Ruheübungen in Verbindung zu setzen und wenn sie aufgedreht war, sie an der Leine kurz zu halten. Natürlich tobte Finja angeleint erst recht und lies sich von ihr „mal so gar nichts sagen!“, aber ich zog durch. Wir zogen durch. Adam und ich standen unzählige Stunden auf der Leine, aßen unser Essen im Stehen, immer und immer wieder, bis sie lernte, dass sie so nicht weiterkam.

Das Prinzip ist recht einfach. Der Welpe wird so angeleint, dass er sich hinlegen oder auch gerade so stehen kann. Mehr nicht. Was im ersten Augenblick grausig klingt, verringert das Verletzungsrisiko, da sie auch angeleint mit voller Wucht herumspringen würde und sich ernsthaften Schaden zufügen kann. Voraussetzung hierfür ist ein gutsitzendes Geschirr, um alle Risiken (Thema Halswirbel) auszuschließen. An der Stelle sei erwähnt, dass es tolle Anleitungen im Internet gibt, die du dir vor Gebrauch unbedingt anschauen musst.

Im Nachhinein kann ich nicht genau sagen, wie lange und wie viel Zeit wir sie an der Leine herumwüten und mürrisch maulen ließen, aber es stellte sich schnell eine Verbesserung ein. Zwar gingen damit auch immer wieder Rückschläge einher, aber wir blieben motiviert am Ball.

Endlich hatten wir einen Hebel gefunden, den kleinen Flummi zu bändigen!

Finja hat gelernt, dass es nichts bringt, herumzuspringen, wenn wir es nicht möchten und mittlerweile reicht es aus – wenn sie hochdreht -, dass ich ihr die Leine anlege und sie ins Körbchen bringe. Sie entspannt sich augenblicklich und schläft ein – Zack, aus die Finnymaus! Die Hausleine (Werbung) ist ein guterlerntes Ritual und ich habe sogar das Gefühl, dass sie es genießt. Mittlerweile kommt sie von alleine, wenn ich die Leine auch nur in die Hand nehme und lässt sich brav anleinen. Ist der Welpe müde, will aber nicht schlafen, haben wir für uns die perfekte Lösung gefunden, mit der alle Beteiligte gut leben können.

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ich bin Finja!

Geboren als Atlantis vom schwarzen Schwan, erlebe ich als Silken Windsprite-Weibchen gemeinsam mit meinen Menschen spannende Abenteuer. Folgt meinen Pfotenabdrücken auf meinen Social-Media-Kanälen und erlebt mit mir die schönsten Momente.

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